Der Big Hack´22

Dezember 2022, Weihnachten, Schnee, alle wollten die freie Zeit zur Prüfungsvorbereitung nutzen, dann der Schock: Die HAW Hamburg wurde Opfer eines Hacker-Angriffs! Wie wir die Zeit erlebt haben, erzählen wir hier.

Ach ja, der Hacker-Angriff… da ist man über die Weihnachtsferien zu seinen Eltern gefahren, fernab von Hamburg, will sich in einer freien Minute fleißig an die kommenden Prüfungsaufgaben setzen, und dann der Schock: Nichts funktioniert mehr! 😱

Alles plötzlich still…

Es war Ende 2022, als auf einmal alles stillstand. Kein digitales Angebot der HAW Hamburg ging mehr. Nicht die Mail über Outlook, die VPN, EMIL – das Uninetzwerk, auf dem sich alle Dateien mit dem Unterrichtsstoff befanden. Nichts. Nichts außer Die Webseite ist nicht mehr erreichbar, ohne Erklärung. Das Schlimmste: Niemand wusste, wieso.
Noch schlimmer: Die HAW Hamburg schien selbst nicht zu wissen, was los war, denn wir Studierende erhielten keine Nachricht. Nur Funkstille – wortwörtlich.
Ich selbst erfuhr durch meine Kommiliton*innen von allem. Über Social Media meinten sie, dass die HAW-Netzwerke bei ihnen nicht mehr funktionierten, fragten, ob es uns genauso erginge. Das ging am 28.12.2022 los, Ratlosigkeit, Hilflosigkeit, niemand wusste, was los war, niemand sagte uns etwas.

Dann, der 30.12.2022: „Die HAW Hamburg wurde Opfer eines Hackerangriffs“ – so die Schlagzeile im Netz. Ein Schock. Damit hatte niemand gerechnet. Anfänglich konnte es auch niemand wirklich glauben – das war ein schlechter Scherz, oder? Warum sollte jemand ausgerechnet unsere Hochschule angreifen?
Ein paar Tage später tat sich dann endlich etwas: Auf der Website gab es offizielle Informationen zu dem Hacker-Angriff, die alles bestätigten und laufend ergänzt werden.

Die Zeit danach

Unser Glück war, dass wir Kurssprecher*innen hatten, die auch außerhalb des HAW-Netzwerkes Kontakt zu den Dozent*innen hatten. Notdürftig wurde auf altbekannte Mittel zurückgegriffen: Online-Unterricht. Wie zu Beginn der Corona-Krise.
Halleluja… :/
Zugegeben; es war erleichternd keinen richtigen Unterricht zu haben, mit den verschobenen Prüfungen nebenbei war es ein entspannender Faktor, zumindest für uns BIM-Studierende.

Auf Führungsebene der HAW Hamburg vermutete man, dass die Situation innerhalb einiger Tage, höchstens Wochen, wieder unter Kontrolle gebracht sein würde.
Tjaaaa, falsch kann man liegen! Es dauerte nicht nur ein paar Tage. Oder Wochen. Oder Monate. Mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangen, und noch immer ist nichts, wie es einmal war.

Wir haben es geschafft.
Letztendlich, irgendwie.
Neben des Online-Unterrichts, den wir mittlerweile gut beherrschen (irgendetwas hat uns Corona wohl gelehrt), konnten wir uns recht gut auf die Prüfungsleistungen konzentrieren. Das Problem war eher die Abgabe. In der Uni selbst lief nichts mehr – an Präsenzunterricht war nicht zu denken, da der Zugriff auf Computer, Smartboards, allen Konten des HAW-Netzwerkes fort war. Kein Problem an sich, denn Unterricht konnte ja über Zoom stattfinden…

Aber zwei Dinge waren da doch.
1.) Wir bekamen verlängert Zeit für alle Prüfungsaufgaben, einen Monat mehr. Aber wohin mit allem? Wir konnten nirgendwo etwas hochladen. Die Lösung war simpel, auch wenn es unsere Dozent*innen wohl etwas Willensstärke gekostet hat, uns ihre privaten Mailadressen zu geben.
2.) Für die Prüfungen – das größere Problem – benötigten wir aber rückblickend alle Informationen und Unterrichtsmaterialien aus dem vergangenen Semester. Jene, die online einzusehen gewesen waren, auf die wir keinen Zugriff mehr hatten.

Das dachten alle. Hehe.
Es gibt eine Person, die sich, aus Angst, die Materialien könnten irgendwann verschwinden oder irgendetwas könnte passieren, aus heiterem Himmel, man weiß ja nie, vorsorglich alle Materialien heruntergeladen und offline gespeichert hatte: Mich. Ohne mich anpreisen zu wollen… Aber es war ein toller Moment.
Eins der – nun seltenen – Treffen in Präsenz, wo uns mitgeteilt wurde, was nun passieren sollte, und vorsichtig gefragt wurde, ob denn jemand wenigstens eine Dateien mit den Informationen gespeichert hätte, wenigstens eine…?
Vier Köpfe drehten sich zu mir, Freund*innen, die wussten, dass ich die Folien ab und an gespeichert hatte. Ich hob meine Hand.
„Du hast ein paar Folien heruntergeladen?“, fragte meine Dozentin hoffnungsvoll, die gerade in Begleitung der offiziellen Ansprechpartnerin unseres Departments vor uns stand.
„Alle“, sagte ich und alle Köpfe drehten sich zu mir.
„Von dieser Sitzung? Gut, dann –“
„Von jeder Sitzung.“
Sie blickte mich sprachlos an.
„Alle?“, fragt die Koordinatorin. „Von diesem Kurs?“
„Vom ganzen Semester. Von allen Kursen.“
Zu meiner Verteidigung – ich hamstere gerne. Informationen, Schlüssel, die jemand im Park verloren hat, Löffel, die interessant geformt sind, Pflanzen, …

Selbstverständlich habe ich sie in einer Cloud mit all meinen Kommiliton*innen geteilt. Und mit den Dozent*innen, die seltsamerweise ihre Materialien wohl auch nur online hatten…?
Happy End! Irgendwie.
Denn auch wenn der alte Zustand noch immer nicht wiederhergestellt ist – wir benutzen ein Ersatz-Moodle anstelle von EMIL – stellt sich eine Art Normalität wieder her; es gibt wieder Präsenzunterricht seit dem neuen Sommersemester.

Etwas Gutes hat die Sache auch: Unsere Dozentin kennt nun endlich meinen vollen Namen und spricht ihn richtig aus! 😊

Auf FINK.HAMBURG (ein digitales Stadtmagazin der Kommiliton*innen aus Digitale Kommunikation) findet ihr weitere Infos zu dem Hacker-Angriff auf die HAW Hamburg, zu dem sich mittlerweile eine Hacker-Gruppe namens „Viece Society“ bekannt hat.


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Kommentare

3 Antworten zu „Der Big Hack´22“

  1. Avatar von ReniTheBossBitch
    ReniTheBossBitch

    Sehr unterhaltsam geschrieben; ein Hoch auf unsere Alltagsheldin! 👏 P.S. Infos hamstern ist relatable 🌚

  2. Avatar von Leon
    Leon

    Voll toll geschrieben <3

    1. Avatar von Anna
      Anna

      Danke! 🙂
      Schau gerne öfter vorbei, wir posten noch mehr und das wöchentlich!

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